HERZLICH WILLKOMMEN!
DEUTSCHSPRACHIGE EVANGELISCHE GEMEINDE BARCELONA
JEDEN SONNTAG, UM 11 UHR
LADEN WIR ZUM GOTTESDIENST EIN!
Wir sind eine lebendige und offene Gemeinde in Barcelona/Katalonien mit einer über hundertjährigen Geschichte. Der sonntägliche Gottesdienst bildet die Mitte unseres Gemeindelebens. Wir haben für viele Altersgruppen Angebote: Chor, Kinderkirche, Seniorenkaffee, Bastel- und Gymnastikgruppen. Unsere Veranstaltungen und Gruppen stehen allen offen, die Gemeinschaft suchen und mitmachen möchten.
Kommen Sie einfach mal vorbei.
Wir freuen uns über Ihren Besuch!
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PREDIGT
Für alle, die leider nicht zum Gottesdienst kommen konnten,
veröffentlichen wir an dieser Stelle einige der zuletzt gehaltenen Predigten.
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Predigt vom Sonntag, den 23. März 2025
Invokavit 2025 – „Singen“ 1
Lieder begleiten unser Leben. Sie tragen uns durch verschiedene Abschnitte, spiegeln unsere Erfahrungen und tauchen tief in unsere Gefühlswelten ein. Ich bin mir sicher: Jeder von uns hat Lieder, die ihn oder sie besonders geprägt haben – sei es das Herz-Schmerz-Lied - Für mich sollts rote Rosen regnen; ein Gute-Laune-Hit – YMCA; ein Wiegenlied aus Kindertagen – Aber Heischi…; oder ein Lied, das uns durch eine schwere Zeit geholfen hat – Yesterday!
Lieder lassen uns ins Leben einstimmen. Im Mitsingen verstärken wir unsere Gefühle und Gedanken. Singen belebt das Leben durch Rhythmus und Klang. Das war schon immer so. Musik, Gesang hat in allen Zeiten, Kulturen und Religionen immer eine zentrale Rolle gespielt. Noch bevor es gesprochene Sprache gab, nutzten Menschen Laute und Melodien, um sich zu verständigen. Singen ist tief in unserem Gehirn verankert. Selbst wenn wir Lieder in einer fremden Sprache hören, können wir ihre Stimmung erfassen – und manchmal sogar mit einstimmen.
Natürlich gibt es Menschen, die besonders gut und klangvoll singen. Aber dass jemand gar nicht singen kann, das stimmt nicht! Oft fehlt es nur an Übung oder Selbstvertrauen. In Zeiten von The
voice und anderen Castingshows haben wir den Anspruch an Perfektion so sehr verinnerlicht, dass viele nur noch unter der Dusche singen – heimlich,
versteckt. Doch beim Singen geht es nicht um Perfektion! Besonders im Gottesdienst zählt nicht, ob wir das hohe Fis treffen – jede Stimme zählt! Denn jede Stimme ist einzigartig und wertvoll. Und
keiner muss alleine singen! Im Chor,
in der Gemeinschaft entsteht etwas Neues, etwas Größeres. Unser neuer Jubilate-Chorleiter Pablo Morales hat es wunderbar im Gemeindebrief formuliert: „Singen in Gemeinschaft schafft das Gefühl,
zu etwas Größerem zu gehören, das alle zusammen herstellen und teilen. Gemeinsam zu singen, macht uns zu besseren Menschen. Denn Musik in einer Gruppe hat unendlich viele Vorzüge, aber das
Wertvollste ist, dass oft die schönsten, sensibelsten und aufmerksamsten Seiten der Person zum Vorschein kommen.“
Vielleicht sollte ich nicht so viel regen, sondern es einfach versuchen! Anstimmen: Halleluja! (aus: Suchet zuerst Gottes Reich). Stimmt mit ein, summt, singt mit! Schaut Euch dabei an, schenkt
Euch ein Lächeln, gebt Euch die Hand!
Ein einfaches Halleluja – mit großer Wirkung. Manchmal singen wir nicht, weil wir fröhlich sind – sondern damit wir es wieder werden. Manchmal singt ein Mensch nicht, weil das Leben ihm einen
Grund dazu gibt, sondern weil er sich selbst und seine Hoffnung nicht aufgeben will. Manchmal will uns das Singen in Kontakt mit etwas bringen, das in uns liegt, das oftmals verdeckt oder
vergessen ist. Davon erzählt ein Lied von dem Liedermacher Konstantin Wecker. Es handelt von einem Sänger, der nicht mehr nur für andere singt, nicht mehr, weil es von ihm erwartet wird –
sondern, weil er ein Lied in sich trägt, das gesungen werden muss. Weil es Ausdruck seines tiefsten Seins ist, seiner Hoffnung und Sehnsucht. Gerne möchte ich Euch mit dem Titel „Ich singe, weil
ich ein Lied hab“ vorspielen. Das Schöne ist, dass es auf Deutsch und auf Spanisch ist. Den Text findet Ihr im Liedblatt.
(Lied wird eingespielt.)
Er war Sänger, wie andere Bäcker oder Handelsvertreter sind.
Er verkaufte sehr gut, denn er hielt sich an die Sonne, den Mond und den Wind.
Seine Welt war so herrlich gerade, seine Hemden so weiß und so rein,
und er sang sich, ganz ohne zu zögern, in die Seele des Volkes hinein.
Doch ganz plötzlich befiel ihn das Singen, wie einen ein Fieber befällt,
so als hätte sich irgendwas in ihm gegen ihn gestellt.
So als hätte sich seine Stimme über ihn hergemacht
und das stumme Gestammel des Sängers plötzlich zum Schweigen gebracht.
Ich singe, weil ich ein Lied hab, nicht, weil es euch gefällt.
Ich singe, weil ich ein Lied hab, nicht, weil ihr‘s bei mir bestellt.
Ich singe, weil ich ein Lied hab!
Hubo muchos que bien se ganaron con canciones, su techo y su pan.
Mas de pronto las musas se fueron y no habrán de cantar nunca más.
Las muchachas dejaron de amar, los poemas del viejo cantor.
Y le ha sido robado aquel sol, que él soñaba desde su canción.
Y así fue que ya muerto el cantante otro nuevo subió al pedestal.
Y vendía mejor, pues sabía donde estaban las musas y el sol.
Mas de lejos se escucha una voz temblorosa, intentando volver.
El derecho la impulsa a cantar, la razón y una nueva verdad.
Yo canto porque tengo vida, nicht, weil es euch gefällt!
Yo canto porque tengo vida, nicht, weil ihr‘s bei mir bestellt.
Yo canto porque tengo vida, nicht, weil ihr mich entlohnt.
Oh, yo canto porque tengo vida und keiner wird von mir geschont....
Ich singe, weil ich ein Lied hab. Im Singen befreit sich der Sänger selbst, weil er ein Lied in sich spürt. Ein Lied, das nach draußen will; das er nicht ignorieren kann; in das er einstimmen muss, um er selbst zu sein. Dieses innere Lied, was durch, mit der eigenen Stimme nach draußen drängt, hat für mich Gott in uns gelegt. Es will singen von der Gnade, dass ich immer mehr bin als ich bin. Es will singen von Frieden und Liebe, Gerechtigkeit und Segen. Es will gesungen werden, aber dafür braucht es unsere Stimmen, sucht weitere Mitsängerinnen und Mitsängern. Und wo es angestimmt wird, geschieht manchmal ein Wunder – wie in der Lesung, die wir vorhin gehört haben. Denn ich glaube, es ist dieses Lied, das Gott in uns Menschen legt, das Silas und Paulus anstimmen. Es ist dieses Lied, das sie mit in den Kerker nahmen, die Füße in einen Holzblock gespannt, damit sie auf keinen Fall ausbrechen können. Sie hatten dieses Lied in sich an diesem Ort der Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit, an dem es einem eigentlich Stimme und Sprache verschlägt. Doch dieses Lied lässt sich nicht gefangen nehmen. Es drängt nach draußen, Paulus und Silas beginnen es zu singen. Wir kennen weder Text noch Melodie. Die Apostelgeschichte erzählt nur, dass sie ein Loblied zu singen beginnen. Sie loben Gott mitten in der Nacht, mitten im Gefängnis, mitten in ihrer Angst. Und dann geschieht das Unglaubliche: Ein Erdbeben erschüttert das Gefängnis, die Türen springen auf, die Ketten der Gefangenen lösen sich.
Singen befreit. Nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich. Singen ist nicht nur Ausdruck von Freude, sondern manchmal auch von Widerstand. Paulus und Silas singen inmitten der Dunkelheit. Sie trotzen der Angst, indem sie an Gottes Gegenwart festhalten – und das in einer Situation, in der leichter wäre, zu verstummen. Ihr Lied ist mehr als Trost – es ist eine Kraft, die etwas in Bewegung setzt. Wer singt, gibt nicht auf. Singen löst Fesseln – die der Angst, der Wut, der Verzweiflung. Es verbindet uns mit uns selbst, mit anderen – mit Gott. Als Glaubende sind wir Menschen, die ein Lied haben. Ein Lied, in dem nicht nur die Welt, sondern auch der Himmel klingt. Manchmal ist es ein tröstendes Lied, manchmal ein zorniges. Manchmal ein Lied der Freude, manchmal eines der Klage. Aber immer ist es ein Lied, das in uns lebt – und das uns lebendig macht. Wir können dieses Lied alleine singen – zu Hause unter der Dusche üben, warum nicht? Aber noch besser ist es, viel besser, wenn wir es immer wieder gemeinsam anstimmen. Und Gott? – Gott singt mit! Amen.